Verlag Harald Voß, Software-Entwicklung Hertha kompakt Die Union-Statistik Das Hertha Kompendium Das Löwen Kompendium Die Hertha-Chronik, Band 1: Der B.F.C. Hertha 1892

Interview mit Thorsten Ruinys

Wir haben zum Erscheinen seines Erstlingswerks "Das Löwen Kompendium" im Verlag Harald Voß mit Thorsten Ruinys gesprochen:

Frage: Wie wird jemand aus dem "hohen Norden" Löwen-Anhänger?

Thorsten Ruinys: "Grundsätzlich gibt es im Süden auch Fans des FC St. Pauli. In der Schule waren damals alle Klassenkameraden Fans vom SV Werder, HSV oder des FC Bayern. Das, was alle anderen toll fanden, wollte ich nicht. Habe schon immer gern Kontraste gesucht. Zu Bayernliga-Zeiten Auswärtsspiele in Weiden, Vestenbergsgreuth, Schweinfurt oder Plattling zu besuchen, war etwas ganz Besonderes. So eine Atmosphäre habe ich in keinem Bundesligastadion erlebt. Leider war es mir aus beruflichen Gründen nicht vergönnt, regelmäßig Spiele der Löwen zu besuchen. Gott sei Dank hat der Bayerische Rundfunk aber regelmäßig über die Spiele berichtet. Hatte mir damals einen Weltempfänger gekauft. Auch wurden im Bayerischen TV häufig Ausschnitte der Spiele gebracht."

Frage: Wie kam es zu der Entscheidung, ein eigenes Buch über den Verein zu schreiben, es gibt doch bereits so viele Bücher über die Löwen?

Thorsten Ruinys: "Das ist richtig, es gibt schon viele tolle Bücher über den TSV 1860. Diese beinhalten aber überwiegend Geschichten, Entwicklungen, Prozesse und Bilder. Das ist natürlich alles hochinteressant und sehr schön zu lesen bzw. anzuschauen. Mir fehlten darin immer bestimmte Dinge. Ich wollte schon immer etwas über diese Geschichten hinaus wissen. In den meisten dieser Bücher konnte ich nicht die Namen aller Spieler finden, die je für diesen Traditionsverein gespielt haben. Dafür war in den bisher erschienenen Publikationen kein Platz. Mich hat es gereizt, ein Nachschlagewerk zu erstellen, in dem ich solche Daten finde, die mich interessieren. Wer hat zum Beispiel wie viele Spiele für die Löwen bestritten und wie viele Tore erzielt? Angetrieben wurde ich durch Gleichgesinnte, die ähnliche Bücher oder Internet-Archive über andere Traditionsclubs, beispielsweise SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt, FC Bayern oder insbesondere Hertha BSC, geschrieben haben."

Frage: Warum Statistik, ist das nicht sehr trocken und langweilig?

Thorsten Ruinys: "Für viele Menschen sicher. Für mich aber definitiv nicht! Es ist "die Liebe zum Detail". Hinter jedem Namen steckt steckt viel mehr als die reine Aneinanderreihung von Buchstaben. Hinter diesen Namen stecken Geschichten und Leben. Aus diesen Daten ist so viel Persönliches abzuleiten. Zum Beispiel Vereinstreue. Es gab Spieler, die haben allein bis zu 20 Jahre in der ersten Mannschaft dieses Vereins gespielt. Diese Spieler haben den Verein erst zu einem Traditionsverein gemacht. Es wäre für sie gar nicht in Frage gekommen, den Verein zu wechseln."

Frage: Wie lange haben die Recherchen zu dem Buch gedauert?

Thorsten Ruinys: "Ziemlich genau 10 Jahre. In diesen 10 Jahren dürften nur sehr wenige Tage vergangen sein, an denen ich nicht in irgendeiner Form an dem Projekt gearbeitet habe."

Frage: Was hat die Recherche so aufwendig gemacht?

Thorsten Ruinys: "Man muss wissen, dass die Erstellung eines solchen Buches kein reines Abschreiben ist. Früher wurde nicht ansatzweise so exakt im Detail über die Spiele berichtet wie heute. Um ein derartiges Ergebnis zusammenstellen zu können, war es erforderlich, die gesamte Tagespresse Münchens - teilweise erschienen 5 Tageszeitungen mit Sportberichterstattung parallel - Tag für Tag bzw. die damalige Sportpresse von 1902 aufwärts auszuwerten. Zumeist nur dann ließen sich Mannschaftsaufstellungen oder Torschützen vollständig ausfindig machen. Vornamen von Spielern oder gar deren Geburtsdaten sind in der Presse nahezu überhaupt nicht zu finden gewesen und mussten, wenn überhaupt möglich, auf anderen Wegen recherchiert werden. Da ich darüber hinaus auch ein Berufs- und Familienleben pflege, ist meine Zeit für dieses "Hobby" natürlich auch begrenzt gewesen."

Frage: Das Buch hat stolze 730 Seiten und ist dadurch nicht gerade billig. Ging es nicht eine Nummer kleiner?

Thorsten Ruinys: "Leider nicht. Wollte zum Beispiel nicht auf die Erwähnung der Freundschaftsspiele verzichten. Hätte ich darauf verzichtet, wäre ich sicher ein paar Jahre eher fertig geworden. Für mich bestand aber ein besonderer Anreiz darin, gerade nicht darauf zu verzichten. Früher hatten diese Spiele eine weitaus größere Bedeutung. Sie waren nicht nur reine Testspiele und oft weitaus besser besucht als die Pflichtspiele gegen lokale Gegner. Kein Anreiz hat für mich darin bestanden, nur die Ergebnisse und Tabellen zusammen zu stellen. Es mussten Aufstellungen und Torschützen dabei sein. Auch auf Bilder wollte ich dann doch nicht verzichten. So gibt es zu den Namen und Daten noch Gesichter. Ein Statistikbuch mit 730 Seiten ist ein Nischenprodukt und von daher leider nicht günstiger zu produzieren."

Frage: Warum erscheint das Buch gerade jetzt, wäre z.B. das 160jährige offizielle Vereinsjubiläum nicht ein viel besserer Anlass gewesen?

Thorsten Ruinys: "Meiner Einschätzung nach war es nie ratsam, die Veröffentlichung dieses Buches mit einem bestimmten Datum zu verbinden. Als Autor war ich bestrebt, ein bestimmtes Ergebnis bringen zu können. So lange wollte ich in Ruhe arbeiten. Der Verleger hat das, Gott sei Dank, zugelassen. Wenn man dann aber meint, das Ergenbis veröffentlichen zu können, macht man es. Für ein Vereinsjubiläum hingegen bietet sich meiner Einschätzung nach das Erstellen einer Festschrift/ Chronik an."