Ausgabe Nr. 20 - Juni/Juli 1997
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Hurra, Hurra wir sind wieder da
Aufstiegsbericht aus München bzw. Unterhaching
(von Marco Lutz)
HERTHA BSC ist in die BUNDESLIGA aufgestiegen!!!!!! Mittlerweile dürfte es auch nicht so fußballbegeisterten Berlinern bekannt sein. Doch ca. 250 Hertha-Fans - darunter auch einige Hertha-Freunde - waren an diesem unvergeßlichen Abend live dabei. Aber der Reihe nach.
Wie viele Hertha-Freunde wissen, gehören Fanfreundschaften zu meinen Lieblingsaufgaben in unserem Fanclub. So haben wir seit einem Jahr freundschaftliche Kontakte nach München zum dortigen Bayern-Fanclub "Clausis Hütte". 6 Wochen vor dem Spiel in Unterhaching nahm ich dann Kontakt zum Vorsizenden Stoßberger bzw. seinem Vertreter Gappmaier auf. Nach kurzer Absprache stand fest, daß ich zusammen mit meiner Freundin vier Tage in München und dann auf dem Rückweg eine Nacht bei unseren Freunden vom "FC Bayern-Stammtisch Hiltpoltstein" verweilen würde.
Dienstag, 20.5.97. Nachdem Hertha tags zuvor 3:0 gegen den SV Meppen gewonnen hatte, fuhren wir voller Vorfreude nach München. Auf dem Weg in die bayerische Landeshauptstadt sah man einige Wagen mit Fans von Schalke 04, die auf dem Weg nach Mailand waren. Gegen 16.00 Uhr kam man in München an, und bezog Quartier. Dieses sollten wir aber in den nächsten Tagen relativ selten sehen. Abends trafen wir uns in der Stammkneipe von "Clausis Hütte" und feierten unser Wiedersehen.
Mittwoch, 21.5.97. Da man sich auch kulturell ein bißchen bilden wollte, fuhren wir morgens in die Stadt und liefen vom Marienplatz über den Viktualienmarkt bis zum berühmten Stachus. Von dort fuhren wir mit der Straßenbahn zum Olympiapark. Es ist schon toll, dieses riesige Gelände mit Olympiastadion, Radstadion, Eisstadion und Olympiahalle zu sehen. Danach überkam mich die Aufstiegserregung und wir fuhren nach Unterhaching, um bereits Eintrittskarten für das Spiel zu kaufen. Übrigens: Frauen zahlen in Unterhaching drei Mark weniger für den gleichen Platz als Männer! Nette Geste, wie ich meine. Zur gleichen Zeit trainierte auch unser Gegner. Ich wartete auf Frank Schmöller, um mit ihm ein Interview zu führen, aber er hatte nach dem Training leider keine Zeit. So verabredeten wir uns für den Tag nach dem Spiel. Kurz darauf sprach mich ein Reporter des bayerischen Fernsehens an, ob ich aus Berlin käme? Da ich ein Hertha-Sweatshirt trug, welches klar erkennen ließ, wo ich herkam, antwortete ich ihm: "Nein, aus Frankfurt!" Da er etwas verwirrt guckte, sagte ich ihm, daß ich natürlich aus Berlin käme. Danach machte er mit mir ein Interview, was am Spieltag gesendet werden sollte. Nun gut, man macht ja jeden Spaß mit. Danach sagte ich meiner Chauffeurin (Entschuldigug, Freundin), sie möchte mich bitte ins Hotel Huber fahren, wo die Mannschaft wohnte. Leider kam ich zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt ins Mannschaftshotel, denn die Jungs waren gerade angekommen und saßen beim Abendbrot. Doch vorm Hotel traf ich dann doch noch Falko Götz und Hasan Vural, mit denen ich mich kurz unterhielt und viel Glück wünschte. Anschließend trafen wir uns mit unseren Münchner Freunden. Wo? Genau, in einer Brauerei! Zuerst schmeckte mir das Bier nicht so gut, doch nachdem Vereinswirt Bernd über Handy die Ergebnisse aus Jena (gegen Mainz) und Stuttgart (gegen Wolfsburg) mitgeteilt hatte, fing auch mir das Bier zu schmecken an. Gegen 20.15 Uhr stand fest: Bei einem Sieg in Unterhaching ist unsere Hertha aufgestiegen. Ich wurde immer nervöser. Nachdem wir mitbekommen hatten, daß es bei Mailand-Schalke in die Verlängerung ging, fuhren wir schnell in die Stammkneipe und guckten, jubelten und feierten danach die Königsblauen bis in die Nacht.
Donnerstag, 22.5.97. Obwohl die Nacht sehr kurz gewesen war, stand ich bereits um 8.00Uhr auf. Ich war völlig aufgeregt. Es könnte ja ein großer Tag für Hertha werden. Deswegen hatte ich auch keine Lust auf Kultur. So machten wir einen Abstecher zum Training von 1860 München, um danach an der Säbener Str. den FC Bayern mit unserer Anwesenheit zu beglücken. Eigentlich hoffte ich, ein kurzes Gespräch mit "Super Mario" führen zu können, aber es war so übervoll, daß ich überhaupt keine Chance hatte. Da ist mir das Hertha-Training lieber! Dort geht es ruhiger zu. Jetzt hielt ich es gar nicht mehr aus. Gegen 16.45 Uhr (Spielbeginn 19.00 Uhr) waren wir bereits im Stadion. Zur gleichen Zeit traf auch der erste von zwei Fanbussen ein. Man setzte sich in die urgemütliche Kneipe direkt am Stadion und alle Hertha-Fans "probten" schon mal die Aufstiegsfeier, denn fast jeder war sich sicher: "heute steigen wir auf". Zehn Minuten vor Spielbeginn traf ich dann im Fanblock ein und stellte mein Handy auf Empfang, denn im Vereinslokal wollte man aktuell informiert sein. Als Ante Covic in der 30. Minute das 0:1 schoß, war der Jubel groß, doch als Michel Dinzey das 0:2 erzielte, dachte ich, jetzt werde ich wahnsinnig. Kurz darauf kam Fanbeauftragter Michael Brodhuhn mit einer Riesentasche in den Block. Inhalt: die Aufstiegsshirts. Gerade als ich meines kaufte, schoß Schmöller das 1:2. Mir wurde ganz anders. Aber unsere Jungs ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Als der Schieri nach 90 Minuten abpfiff, ging ein Jubelschrei durch das Stadion, den man, glaube ich, bis Österreich gehört hat. Danach rannten alle aufs Spielfeld, um die Mannschaft zu feiern. Es war der absolute Wahnsinn. Jubel ohne Grenzen. Lange nach dem Spiel feierte man am Mannschaftsbus mit Sekt und Bier weiter. Kurze Zeit später fuhren die Fanbusse zurück nach Berlin. Nur ich blieb als einziger Hertha-Fan noch da. Das Problem war, mit wem sollte ich jetzt feiern? Natürlich mit den überaus gastfreundlichen und sympathischen Unterhachingern. Mitten im Lokal setzte man sich zwischen die Vorortmünchner und feierte weiter. Auch Fans von 1860 und Schalke (kurzer Zwischenstopp auf der Rückreise aus Mailand) feierten mit. Zwischendurch telefonierte ich mit Berlin, wo sich alle fertigmachten, um auf dem Ku´damm zu feiern.
Irgendwann war dann auch in Unterhaching nichts mehr los, und wir fuhren zu unseren Münchnern. Diese gratulierten mir zwar zum Aufstieg, aber so richtig Stimmung kam nicht auf. So machte ich samt meiner kaum noch zu verstehenden Stimme alleine Stimmung und unterhielt die ganze Kneipe. Für einen Hertha-Fan doch kein Problem, oder? Auch dieser Abend/Nacht/Morgen muß wohl irgendwann zu Ende gegangen sein.
Freitag, 23.5.97. Oh Gott, ich glaube das letzte Bier war schlecht!!! Mir ging es relativ dreckig. Nichts desto trotz fuhren wir zu den Bavaria-Filmstudios, um dort eine dreieinhalbstündige Besichtigungstour zu machen. Danach war ich völlig fertig. Aber dann ging es erst richtig los. Abends stand eine Sprit(z)tour durch Schwabing auf dem Programm. So feierte man weiter und weiter und weiter und länger und länger.
Samstag, 24.5.97. Jetzt denkt ihr bestimmt, mir ging es wieder schlecht. Falsch!!! Man war ja jetzt trainiert. Um 11:00 Uhr verabschiedeten wir uns von unseren Freunden von "Clausis Hütte" und machten uns auf den Weg nach Hiltpoltstein. Unterwegs zählte ich sage und schreibe 44 Busse mit Bayern-Fans, die im Münchner Olympiastadion wohl den zukünftigen Deutschen Meister sehen wollten. Um 13.30 Uhr erreichte man das kleine, sympathische Dorf an der A9. Chef-Stammtischler Wolfgang Putz und Vize Didi warteten bereits auf uns. Dann setzte man sich vors Radio, um zu erfahren, ob es noch einen weiteren Grund gibt zu feiern. Und es gab ihn.
Der FC Bayern wurde Deutscher Meister. Kurz nach dem Schlußpfiff machte man sich auf den Weg nach Gräfenberg in eine Kneipe, wo erst einmal phantastisch gegessen und dann ebenso gefeiert wurde. Im Laufe des Abends gesellten sich immer mehr "Stammtischler" dazu , und wir ließen Hertha und den FC Bayern in dieser Nacht hochleben. Eigentlich wollten wir punkt Mitternacht die Feier beenden, da Wolfgang samt Familie gleich Sonntagfrüh nach Erlangen wollte und meine Freundin ja noch nach Berlin fahren mußte, damit wir rechtzeitig zum Stuttgart Spiel wieder da sein würden. Wie es so kommt, hielt sich keiner an diese Abmachung, und so feierten wir bis morgens um drei. Dadurch konnten wir erst gegen 13.00 Uhr nach Berlin fahren und waren um 18.00 Uhr endlich zu Hause. Leider ließ mein körperlicher Zustand einen Besuch des Spiels nicht zu, so daß ich erstmals in dieser Saison
ein Heimspiel verpaßte. Wenigstens konnte ich das Spiel im DSF sehen, was mir aber durch meine Verfassung auch nicht 90 Minuten gelang. War ja sowieso egal!!!!!!!!
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Stefan Gappmaier (Clausis Hütte) und Wolfgang Putz ( FC Bayern Stammtisch Hiltpoltstein) für ihre Gastfreundschaft bedanken, aber auch bei allen anderen Mitgliedern beider Fanclubs, die sich vier bzw. einen Tag(e) für uns Zeit genommen haben. Ein herzlicher Gruß geht an die sympathischen Fans in Unterhaching, die uns sehr wohlgesonnen waren.
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