(von Marco Lutz)

Unsere letzte große Aktion brachte nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit großes Lob und Anerkennung. Der Anlaß für diese Sache war ein sehr trauriger. Am 14. Mai 1994 verunglückte der Essener Fan Matthias G. auf dem Weg zum Pokalendspiel nach Berlin tödlich. Mich erreichte diese Meldung kurz nach dem Pokalendspiel. Seitdem ging mir diese Sache nicht mehr aus dem Kopf.

Am 16. Mai saßen ein paar Hertha-Freunde vor dem Fernseher, um sich das Spiel 1860 München - Hertha BSC live im DSF anzuschauen. Als ich in der Halbzeitpause unseren Mitgliedern von meinem Plan, der Familie in einer einmaligen Aktion zu helfen, erzählte, waren alle begeistert.

Der Zufall kam uns zu Hilfe. Jörg Thomas, Beisitzer im Präsidium von Hertha BSC, stellte uns spontan 1000 Bücher 'Das Geheimnis unserer Pokalwunder' zur Verfügung, die wir dann zum Stückpreis von 10,- DM abgeben wollten.

Unsere erste Verkaufsaktion konnte starten. Gelegenheit bot sich bereits am 21.5. bei unseren Freunden in Sommerfeld. Lutz Eule, Cheforganisator des Turniers und der anschließenden Feier, fand die Idee super und stellte uns Verkaufsfläche zur Verfügung. Auf diese Weise sammelten wir rund 400,- DM zusammen. Ein großes Dankeschön an unsere Freunde in Sommerfeld.

Gleichzeitig spielte unsere Hertha in Wuppertal. Harald Frehe packte seinen Koffer voll Bücher und ab ging es an die Wupper. Es ist kaum zu fassen, mit Hilfe der dortigen Hertha-Freunde und unserer Freunde vom WSV betrug der Erlös des Auswärtsspieles 250,- DM.

Der Anfang war also gemacht. Von nun an jagte eine Verkaufsaktion die nächste.

Auf der traditionellen Pressekonferenz, die vor jedem Hertha-Heimspiel stattfindet, hatte ich die Gelegenheit, alles bisher Erreichte sowie unsere nächsten Pläne vorzustellen. In den nächsten Tagen stand auch einiges in den Berliner Zeitungen.

Nach dem nächsten Heimspiel konnten wir erneut 400,- DM auf der Haben-Seite verbuchen. Mittlerweile hatten auch unsere Freunde vom HFC 100 Bücher bestellt, so daß wir nach zwei Wochen insgesamt stolze 2000,- DM gesammelt hatten.

Auch privat wurde von jedem Hertha-Freund fast jede Möglichkeit genutzt, um das Buch zu verkaufen.

Längst lagen die Bücher auch in unseren Vereinslokalen bei 'Ellis' Granitza sowie im Fasanenstübchen bei Bernd und Karola aus.

Da beim Spiel gegen St. Pauli auch das Fernsehen auf uns aufmerksam wurde, konnte man nun auch bundesweit von unserer Aktion erfahren. Sat 1, DSF sowie Berlins Regionalsender 1A brachten Bilder vom Stand sowie Interviews mit mir.

Durch unsere guten Kontakte zum Fan-Projekt in Uerdingen konnte ich zusammen mit Stefan Heinrich organisieren, daß wir beim Spiel Uerdingen - Hertha BSC neben dem Bayer-Fanmobil einen kleinen Stand hatten. Auch dort lief es ganz gut. 130,- DM für ein Auswärtsspiel waren nicht schlecht. Jedenfalls mehr als erwartet.

Jetzt stand unsere letzte öffentliche Verkaufsaktion an. Beim letzten Spiel zu Hause gegen Fortuna Köln wollten wir nochmal richtig Kasse machen, was uns dann auch gelang. Wir konnten die Rekordsumme von 600,- DM einnehmen, womit wir genau 3000,- DM zusammen hatten, nachdem auch Lutz Bartels sowie Elisabeth Podzuks nochmals je 10 Bücher kauften. Eine stolze Summe.

Am 12. Juli war es dann soweit. Um 18.00 Uhr hob mein Flieger von Tegel in Richtung Köln ab. Carsten Billerbeck holte mich vom Flughafen ab und anschließend feierten wir noch seinen Geburtstag.

Am nächsten Tag hieß es dann Frank Bach aus Wuppertal abholen und ab nach Essen. Um 16.00 Uhr waren wir pünktlich wie verabredet vor dem Georg-Melches-Stadion. Man hatte uns auch schon erwartet. Kurze Zeit später betraten wir die Geschäftsstelle und wurden gleich vom Präsidium freundlich empfangen.

Nachdem wir uns dann noch ein wenig über unsere Aktion unterhalten hatten, kam um 17.00 Uhr die Familie des verunglückten RWE-Fans in die Geschäftsstelle. Auf Wunsch vom RTL-Fernsehen machten wir die inoffizielle Scheckübergabe in der Geschäftsstelle, damit der Kölner Sender diese Übergabe noch am Abend in einer Sendung bringen konnte.

Es war schon ein bewegender Augenblick, als ich den Riesen-Scheck der Frau des verstorbenen Fans überreichen konnte. Nachdem alles im Kasten war, sah man sich von der Ehrentribühne aus die 1. Halbzeit des Spiels an. In der Halbzeit sollte dann die offizielle Übergabe stattfinden. So sah man sich unten am Spielfeldrand wieder.

Über Stadionansage wurden noch ein paar Informationen über die Hertha-Freunde '92 und den Grund dieser Sammelaktion bekanntgegeben. Ich glaube, es war für alle ein sehr bewegender Moment, als ich zusammen mit Frank Bach und Carsten Billerbeck den Scheck zum zweitenmal übergab und ca. 5000 Zuschauer lange applaudierten.

Fazit: Erstmal ein riesengroßes Dankeschön an alle, die uns geholfen haben, diese Mammutaktion durchzuführen.

Auch dem Verein Rot-Weiß Essen ein herzliches Dankeschön für die tolle Betreuung. Ich glaube bzw. weiß, daß alle Personen, die in Essen dabei waren, die Aktion nie vergessen werden.