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UEFA-Cup in Schottland

(von Kai Lehmann)

Nach dem blamablen Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:2) und dem etwas Hoffnung machenden Auswärtssieg in Bielefeld (1:0) ging es mit etwas gemischten Gefühlen am 17. September Richtung Schottland. Treffpunkt war 6:30 Uhr auf dem Flughafen Schönefeld. Dort trafen sich etwa 200 Personen, um gemeinsam unsere Hertha in Aberdeen zu unterstützen. Neben vielen Fans fanden sich auch Offizielle von Hertha BSC und natürlich die Fanbetreuung sowie einige Vertreter des Förderkreises am Abflugschalter ein. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging es gegen 8:30 mit der LTU in die Luft.

Start frei am Flughafen Schönefeld - Foto: Kai Lehmann

Nach drei Auswärtsspielen in der Champions-League (Barcelona, Prag, Mailand) sollte es das erste UEFA-Cup-Auswärtsspiel für mich werden - am Ende kostete mich der Trip zu den "Bravehearts" etwa 350 €. Für den FC Aberdeen war diese Begegnung übrigens ein ganz besonderes Spiel, nämlich das 100. Europapokalspiel überhaupt - und das gegen unsere Hertha.

Der Flug verlief relativ reibungslos - mal abgesehen von einigen Unverbesserlichen, die scheinbar zum ersten Mal in einem Flugzeug saßen und nicht wussten, dass man auf einem Nichtraucherflug auch auf der Toilette nicht rauchen darf (es ist schon traurig, wenn es erwachsene Menschen nicht einmal während der nur zweistündigen Flugdauer ohne ihre Dosis Nikotin aushalten können) und, dass man wenn das Anschnallzeichen leuchtet, nicht mehr durchs Flugzeug läuft. Ganz abgesehen davon, dass man wirklich sitzen bleibt, bis besagte Zeichen wieder erloschen sind und man wirklich nicht vor Erreichen des Flughafengebäudes aussteigen kann. So jedenfalls mussten einem einige vorkommen, die bereits kurz nach dem Aufsetzen der Maschine auf der Landebahn ihre Sachen aus den Gepäckfächern kramten.

Nach der Landung sollte es mit Bussen in die Innenstadt gehen, aber organisatorische Probleme verhinderten dies erst einmal. Zuerst standen die Busse über 30 Minuten auf dem Rollfeld, dann noch einmal 15 Minuten vor dem Flughafen, bis man dann endlich mit Geleitschutz der Polizei in die Innenstadt gefahren werden konnte.

Die Innenstadt von Aberdeen - Foto: Kai Lehmann

Dort angekommen, ging es gleich zur Union Street, der Haupteinkaufsstraße dieser schottischen Kleinstadt (ca. 250.000 Einwohner). Ein Großteil der Fans stürmte erst einmal die Banken, um den ungeliebten (T)Euro in britische Pfund zu tauschen. Bernd, Bert und ich suchten dagegen lieber den Fanshop des FC Aberdeen auf, um uns mit dementsprechendem Material einzudecken (ich hatte mir bereits in Berlin genügend Barmittel besorgt). Mit allerlei Souvenirartikeln ging es dann in einen sehr gemütlichen Pub zum Mittagessen, anschließend statteten wir dem Aberdeener Hafen einen Besuch ab. Für das Hafenmuseum und die Altstadt bleib leider keine Zeit mehr. Aber auch so sah man ziemlich viel von der Industriestadt im Nordosten Schottlands. Viele Häuser hatten zwar ein eher graues Outfit, sahen allerdings mit ihren hübschen kleinen Türmen auf den Dächern oft wie kleine Schlösser aus. Und auch das Wetter spielte einigermaßen mit: wolkig, ein wenig Sonne 14°C - für Aberdeen ein Sommertag.

Passenderweise vor dem Polizeihauptquartier war der Treffpunkt für die Busse, die uns zum Pittodrie-Stadion brachten. Von außen sah es nicht gerade schön aus.

Der Stadioneingang - Foto: Kai Lehmann

Während die eine Hälfte von mehreren Friedhöfen umgeben war (sehr romantisch...), lag unweit der anderen der Nordseestrand. Um 17 Uhr Ortszeit (18:00 deutscher Zeit) war dann Anstoß. Trotz des symbolträchtigen 100. Europapokalspiels des FC Aberdeen war das etwa 21.000 Zuschauer fassende Pittodrie-Stadion nicht ausverkauft. Rund 11.000 Zuschauer, davon 300 Herthaner, verfolgten das Spiel, trotzdem herrschte eine gute und lautstarke Atmosphäre auf beiden Seiten.

Das Pittodrie-Stadion - Foto: Kai Lehmann

Und in einem echten Fußballstadion zu sein, in dem man als Zuschauer ganz dicht am Spielfeldrand steht, hat schon ein besonderes Feeling. Dadurch kommen auch die Emotionen der britischen Fans - und sei es nur nach einem gewonnenen Zweikampf oder einem Einwurf fürs eigene Team - besonders gut rüber. Wenn man da an unsere Riesenschüssel denkt, kommt wirklich Wehmut auf.

In der Halbzeit sorgten eine schottische Dudelsackkapelle, Herthinho und das Aberdeener Maskottchen (könnte ein Rind gewesen sein) für Stimmung. Nach dem verdienten 0:0 kamen die Spieler in den Block und "klatschten ab". Sogar die schottischen Fans applaudierten dem Gast, der den Beifall auch prompt erwiderte.

Übrigens war dies nicht das erste Spiel gegen den FC Aberdeen: 1972 und 1973 hat es bereits zwei Freundschaftsspiele gegeneinander gegeben. Am 7. August 1972 siegte Aberdeen in Aberdeen mit 1:0, während Hertha BSC am 25. September 1973 in Berlin durch Tore von Gutzeit und Horr mit 2:1 die Oberhand behalten konnte. Die Bilanz also aktuell: unentschieden!

Der Aberdeener Fanblock - Foto: Kai Lehmann

Fazit dieses Spiels: Mit dem zur Zeit vorhandenen Kader (mit Madlung und Mladenov spielten sogar zwei Spieler mit, die sonst in der Oberliga auflaufen) ist eben aufgrund von zehn verletzten Spielern außer Kampfgeist, Einsatzwillen und Zweikampfstärke nicht mehr drin - also die eigentlich "britischen" Tugenden. Und dafür hat das Team gegen den 10. der schottischen Liga gut gegengehalten. Geben wir der Mannschaft noch etwas Zeit, dann kommen nicht nur die verletzten Spieler (hoffentlich) zurück, sondern auch bei der nötigen Einstellung (ganz wichtig!) das spielerische Niveau und die daraus resultierenden Siege. Nach dem Spiel ging es dann mit den Bussen wieder zum Flughafen, wo kurze Zeit später auch die Mannschaft und die Presse eintraf. Während des Rückfluges gab es noch einmal eine warme Mahlzeit (Tortellini) und die Mannschaft bedankte sich über Mikrofon bei den Fans und "schmiss" eine Runde Bier. Um halb zwei war ich dann wieder zu Hause und hatte einen erlebnisreichen Flug hinter mir.







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