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Verlag Harald Voß
Auf den Spuren der Antike

Bericht vom WM-Qualifikationsspiel Griechenland - Deutschland am 28.03.2001 im Olympiastadion Athen (von Thomas Jasper)

Motiviert durch das Klasse-Erlebnis mit der deutschen Nationalelf im Londoner Wembley-Stadion entschlossen sich Tolde aus Hagen und meine Wenigkeit, das Team auch zum WM-Qualifikationsspiel nach Griechenland zu begleiten. Dieses Mal schloss sich uns auch Matthias aus Frankfurt (Oder) an.

Die Ticketbestellung lief, oh Freude, reibungslos, nur die Suche nach einem preiswerten Flug gestaltete sich etwas schwierig, aber mit Hilfe des Internets wurde auch dieses Problem fix gelöst. Dumm für Matthias war nur, dass der Flug ab Düsseldorf ging. Somit musste er am Montag zunächst zu mir nach Köln reisen. Nun ja, irgendwie schien er diese Strapaze gut weggesteckt zu haben, so dass man das nächste Problemchen in Angriff nehmen konnte: Herausfinden, wo genau in Athen das U-21-Länderspiel stattfindet. Ein Telefonat mit dem DFB und wiederum ein Blick ins Internet halfen uns schon entschieden weiter. Ohne eine Minute geschlafen zu haben, machten wir uns dann am Dienstag gegen 3 Uhr morgens auf den Weg zum Düsseldorfer Flughafen, wo wir dann auch Tolde mit einem großen "HALLO!" empfingen. Pünktlich um 6:10 Uhr hob die Sabena-Maschine mit uns drei Herthanern und einem Phrasenschwein Richtung Brüssel ab. Dort angekommen hatten wir noch 3 Stunden Zeit, um ein wenig die Augen zu schließen, bevor unser Anschlussflug nach Athen ging. Gegen 15 Uhr Ortszeit erreichten wir endlich die griechische Hauptstadt und man denkt nichts Schlimmes, als plötzlich ein weiterer Herthaner und ein Anhänger des BFC Dynamo vor uns standen. Mit den Tipps und dem Reiseführer meines Bruders (er ist zwei Wochen zuvor mit Manchester United zum Champions-League-Spiel bei Panathinaikos Athen gewesen) bewaffnet, fuhren wir mit dem Bus und der U-Bahn in die Stadt, von wo aus man sich nun auf die Suche nach einem günstigen Hotel machte.

Im Vorfeld hatten wir das deutschsprachige Hotel "Austria" ins Auge gefasst. Der Cityplan im Reiseführer musste nun für die Suche des Hotels herhalten und wer die griechische Schrift kennt, der kann sich vorstellen, wie das Vergleichen der Straßennamen vonstatten ging. Dennoch verlief die Suche erfolgreich, aber leider waren wir nicht die Einzigen, die diese geniale Idee hatten! Der Typ an der Rezeption erklärte uns in sehr gutem Deutsch, dass das Hotel bis kurz nach dem Länderspiel ausgebucht sei. Seine Sprachkenntnisse nutzten wir gleich, um zu erfahren, wie man zu den Stadien gelangt. Netterweise vermittelte er uns auch noch ein Zimmer im "Akropolis view". Bis dorthin waren es noch mal einige Minuten zu Fuß und wir hatten für umgerechnet 55 DM pro Nacht und Nase ein Zimmer mit Akropolis-Blick.

Kurioserweise hatte mein Bruder damals in dem selben Hotel übernachtet. Mit dem Taxi wollten wir uns dann zum Stadion fahren lassen, in welchem nun das U-21-Länderspiel stattfinden sollte. Der Taxifahrer nuschelte irgendwas in gebrochenem Englisch, von wegen er könne uns nicht ganz bis dorthin bringen und wir sollten den Rest laufen. Plötzlich setzte er uns doch an einem Stadion ab, aber es machte nicht gerade den Eindruck, als würde dort einige Stunden später ein Spiel stattfinden, zumal die Bezeichnung "Stadion" für dieses Gebilde eher geprahlt war, aber Flutlicht hatte es wenigstens. Ein netter Herr erkannte, dass wir deutsche Fußballgestalten nun etwas ratlos waren und wies uns dann darauf hin, dass das richtige Stadion noch etwa 500 Meter entfernt sei. Wieder einmal waren also die Füße gefragt, die uns dann auch zuverlässig zum "Keseriani-Stadion" trugen.

(U 21-Länderspiel im "Keseriani-Stadion" von Ethnikos Asteras Athen - Foto Thomas Jasper)

Dieses Stadion besitzt keine Laufbahn, wird gerade umgebaut (vermutlich für das olympische Fußballturnier im Jahre 2004) und wenn dort nicht zufällig mal ein U-21-Länderspiel

steigt, trägt dort der Athener Erstligist "Ethnikos Asteras" seine Heimspiele aus. Die Zeit bis zum Anpfiff vertrieb man sich in einer gemütlichen Taverne. Mit einem Bierchen, Sonnenschein und Temperaturen um die 25 Grad ließ es sich dort prima aushalten. Das Spiel verlor Deutschland mit 0:2 und ist auch nicht sonderlich erwähnenswert. Für allgemeine Belustigung sorgte allerdings ein Hund, der 5 Minuten nach dem Anpfiff den Platz stürmte und sich auch nicht verjagen ließ. Nach mehreren erfolglosen Versuchen ihn einzufangen, fasste sich der deutsche Ersatztorhüter Markus Pröll ein Herz, fing den Hund ein und verwies ihn des Feldes. Durch diese Aktion wurde der für den 1.FC Köln spielende Schlussmann wohl der eigentliche Matchwinner! Nach Spielschluss wurden wir in unserem Block auf der Haupttribünenseite für etwa 30 Minuten festgehalten. Während dieser Zeit mussten die etwa 200 deutschen Fans hilflos mitansehen, wie einige ihrer Fahnen, die hinter dem einen Tor hingen, von griechischen Fans abgenommen wurden. Offensichtlich haben sie sehr gefroren, denn anschließend machten unsere netten Gastgeber mit dem Diebesgut ein kleines Feuerchen. Mit dem Taxi begaben wir uns wieder Richtung Unterkunft und mit dem ein oder anderen Bier ließen wir den Tag ausklingen.

Der Mittwoch wurde dann erst mal genutzt, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Anschließend stand ein wenig Kultur auf dem Programm und dazu gehörte natürlich auch, wie sollte es auch anders sein, ein Dinner im Restaurant "Zum goldenen M", sprich McDonalds. U.a. wurde auch das alte Olympiastadion besichtigt, danach fuhren wir mit der U-Bahn zum neuen Olympiastadion. Dort herrschte auch schon reges Treiben, wir wunderten uns nur, warum uns so viele Menschen entgegenkamen und Richtung U-Bahn-Station pilgerten, bis uns klar wurde, dass gerade in der nahe gelegenen Veranstaltungshalle ein Basketball-Europapokal-Spiel von AEK Athen zu Ende gegangen war. Im Stadion merkte man erst mal, wie weitläufig in Griechenland der Begriff "Hot Dog" ist. Beim U-21-Spiel war es noch ein Baguette-Brötchen mit gegrillten Fleischstücken, dazu Tomaten, kalte Pommes und Ketchup, hier steckte nichts weiter, als je eine Scheibe Schinken und Käse drin. Im deutschen Block trafen wir einen Bekannten vom KSC-Fanclub "Rastatter Füchse" und wieder bereits erwähnte Leute aus Berlin. Insgesamt dürften etwa 2000 Deutsche mitgereist sein, aber leider befand sich auch ein Großteil so genannter "Neckermänner" darunter, die sich keineswegs daran beteiligten, der Mannschaft auch akustisch den Rücken zu stärken. Die Griechen machten auch nur gute Stimmung, nachdem ihr Team jeweils den Ausgleich erzielen konnte, aber immerhin überzeugten sie mit dem Abbrennen von bengalischen Fackeln, wofür sie ja über ihre Grenzen hinweg bekannt sind. Darüber hinaus kam bei denen ab und an die Rivalität der Athener Clubs durch und das artete dann in Schlägereien untereinander aus. Fußball wurde auch noch gespielt und was die deutsche Mannschaft betrifft, sogar sehr ansehnlich. Ich glaube, so gut habe ich sie lange nicht spielen sehen. Es fällt auch schwer, einen Spieler besonders herauszuheben, weil eigentlich fast alle zu gefallen wussten. Sogar der sonst im DFB-Team viel kritisierte Jörg Heinrich machte bis auf einen Fehler, der zum Gegentor führte, ein ordentliches Spiel. Wie bereits bekannt sein dürfte, gewann Deutschland mit 4:2 und nach Schlusspfiff bedankten sich die deutschen Spieler artig bei den mitgereisten Fans, bevor wir 45 Minuten lang das leere Stadion besichtigen durften, da die Polizei aus Sicherheitsgründen den Block abgeriegelt hatte. Mit einer Sonder-U-Bahn wurden wir anschließend zum zentralen Athener Platz namens "Omonia" gebracht, von dort aus ging es wieder in unser Hotel. Am Donnerstag setzten wir unser Sightseeing mit dem Besuch der Akropolis und einem Abstecher nach Piräus fort. In Piräus wollten wir dann gleich noch einen EC-Geldautomaten plündern, was sich als sehr problematisch darstellte. Ich hatte zwar gleich beim ersten Versuch Glück, aber Matthias und Tolde bekamen erst in einer "Citibank" ihr Geld, nachdem sie zuvor bei mindestens 10 Banken gescheitert waren und schon überlegten, sich das Geld mit Hilfe einer Strumpfmaske am Schalter auf 9 Millimeter herausgeben zu lassen! Am Abend stießen wir auf eine gelungene Länderspielreise an und dabei wurde die Überlegung geboren, vielleicht im Juni nach Helsinki zum Spiel gegen Finnland zu reisen. Mittlerweile musste dieser Gedanke aus Kostengründen verworfen werden, dafür peilen wir nun eine Reise zum Freundschaftsspiel am 15.08. gegen Ungarn nach Budapest an. Freitagnachmittag war um 15:15 Uhr unser Rückflug angesetzt und wir bewegten uns rechtzeitig zum Flughafen. Es begann eine schier unglaubliche Geschichte. Dort angekommen, stellten wir fest, dass alles tot war: kein Licht, kein Personal, nur an zwei Monitoren waren Flüge eingeblendet, wobei unser Flug fehlte. Nun befanden wir uns in der kleinen Abflughalle. Um die Lage weiter zu orten, liefen wir in die Haupthalle und waren beruhigt, als wenigstens diese einigermaßen belebt war. Komisch kam uns nur vor, dass auch hier kein Personal an den Schaltern saß, keine Flüge an den Anzeigentafeln standen und auch die Läden geschlossen waren. Tolde und ich holten uns erst mal einige Dosen Bier von einer Tankstelle und während diese vernichtet wurden, begannen einige Leute in der Halle Kameras und Scheinwerfer aufzubauen. Nun dachten wir, dass der Flughafen für die Dreharbeiten kurzzeitig außer Betrieb genommen wurde. Im Nachhinein ein ziemlich naiver Gedanke. Mittlerweile waren auch hier einige Flüge angeschlagen, aber unserer fehlte noch immer und plötzlich waren die Reisenden verschwunden. Diese "Reisenden" gehörten ebenfalls zum Film-Team und 2 Stunden, bevor unsere Maschine gehen sollte, zogen wir es doch mal vor, jemanden zu fragen, ob das alles hier noch normal sei.

Ein freundlicher Sicherheitsbeamter erklärte uns in englischer Sprache, dass unser Flug von einem anderen, 25 km entfernten, Flughafen gehen würde. Hektisch machten

wir uns auf die Suche nach einem Taxi, denn mit Bus und U-Bahn hätten wir den Flieger vergessen können. Wir befürchteten sogar mit dem Taxi den Flug zu verpassen. 25 km ist ja eigentlich keine Entfernung, wenn man noch knapp 2 Stunden Zeit hat, aber wer das Verkehrschaos in Athen schon mal erlebt hat, der weiß, wovon ich schreibe. 30 Minuten vor dem Abflug erreichten wir endlich den richtigen Airport. Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Man hat in Athen einen nagelneuen Flughafen gebaut, der genau einen Tag nach unserer Ankunft in Betrieb ging, während der alte kurzerhand dicht gemacht wurde. Wir haben davon nun überhaupt nichts mitbekommen, aber es ist ja alles noch mal gut gegangen. Über Brüssel erreichten wir um 20 Uhr abends wieder Düsseldorfer Boden. Als Fazit kann man sagen, dass das mit dem Smog in Athen sicher nicht nur ein Klischee ist und man sich als Fußgänger auch an einer grünen Ampel nie sicher sein kann. Alles in allem zwar eine schmutzige, aber dennoch irgendwie schöne Stadt. Fußballmäßig hat sich die Reise sicher auch gelohnt, obwohl die WM-Qualifikation nun wieder etwas unsicher geworden ist.







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