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Verlag Harald Voß
Eine "normale" Auswärtsfahrt

(von Kai Lehmann)

Kaiserslautern ist für einen Fußball-Fan immer eine Reise wert.

Da unser Auswärtsspiel beim amtierenden Deutschen Meister ausnahmsweise einmal nicht an einem Freitagabend, sondern tatsächlich an einem Samstag stattfinden sollte, stand für mich fest, dass ich mir dieses Spiel nicht entgehen lassen würde.

Nach nur drei Stunden Schlaf ging es am Samstag früh gegen vier Uhr morgens vom Hardenbergplatz Richtung Kaiserslautern.

In dem Reisebus, den der Fanclub Berlin gemietet hatte, und in dem ich gerade noch den letzten Platz ergattern konnte, ging es für diese Uhrzeit eigentlich recht lebhaft zu. Und da alle recht munter waren, war an Schlaf natürlich überhaupt nicht zu denken. Also diskutierte man die sportliche Lage des Vereins, las Zeitung oder hörte Musik.

Nach etwa vier Stunden Fahrt wurden in der Nähe von Dresden zwanzig Minuten Pause gemacht. Lutz Bartels, Vorsitzender des diese Busfahrt veranstaltenden Fanclubs Berlin, hatte an diesem Tag Geburtstag. Man kann sich also vorstellen, wie nach acht Stunden Busfahrt manche Leute in Kaiserslautern aus dem Bus "stiegen".

Nachdem der Busfahrer schon kleine Probleme gehabt hatte, aus Berlin herauszufinden, wurde es dann in Kaiserslautern richtig kompliziert. Als dann eine halbe Stunde vergangen war und wir den Betzenberg bereits von allen Seiten kannten, hatte er endlich den richtigen Parkplatz gefunden.

In der Nähe des Stadions - es waren noch zweieinhalb Stunden bis zum Anpfiff - saßen wir dann in einem Vereinsheim des 1.FC Kaiserslautern und stärkten uns erst einmal richtig für das kommende Spiel. Immerhin, auf der Speisekarte standen ganze zwei Gerichte: Schnitzel und Jägerschnitzel. Aber bei dem Andrang von Fans kein Wunder. Nebenbei schaute man noch etwas fern (Zapping zwischen Helge Schneider und Formel 1).

Dann ging es den beschwerlichen Weg hinauf zum Betzenberg, wo man nun, endlich angekommen, von einem Eingang zum nächsten geschickt wurde. Und das alles bei bestem Fritz-Walter-Wetter (Regen).

Es konnte also, was das Spiel betraf, nichts mehr schiefgehen. Und, oh Wunder, kurz vor Anpfif ließ der Regen nach und es wurde sogar richtig sommerlich.

Als Hertha dann nach 36 Sekunden in Führung ging - wir sangen gerade "Auf geht's, Hertha schieß ein Tor" - fühlten wir uns wie im siebten Fußball-Himmel. Als kurz danach der Ausgleich fiel, waren wir wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt und dachten, jetzt geht alles seinen Gang. Was die Mannschaft aber dann zeigte, war das bis dahin Beste, was ich je von einer Herthamannschaft in der 1.Liga gesehen hatte. Und dies dann auch noch in Kaiserslautern, das verdient einen Sonderapplaus. Bis auf 2-3 gefährliche Schüsse und einen Elfmeter war vom 1.FC Kaiserslautern nicht viel zu sehen und als Krönung oben drauf noch der Knaller von Andreas Thom kurz vor der Pause. Aber es kam ja noch die zweite Halbzeit und die sollte es noch in sich haben.

Nach dem 3:1 durch Dardai gab es überhaupt kein Halten mehr. Es folgten laute Stimmungsgesänge, immer in Konkurrenz zum einheimischen Publikum, besonders zu jenem Lauterer Fanblock, der direkt neben uns platziert war.

Man hatte uns (ca. tausend Fans) übrigens in einem sehr engen Block eingepfercht. Aber dadurch war die Stimmung noch besser. Als Lautern dann aufdrehte und Marschall mit einem Tor des Monats das 2:3 erzielte, schwante uns Böses. Obwohl Hertha immernoch gute Konterchancen hatte, um die endgültige Entscheidung herbeizuführen, fiel dann das 3:3 und auch das 4:3. Schade, die Mannschaft hätte mit dieser Leistung mindestens einen Punkt verdient gehabt. Also Ergebnis abhaken und Leistung beim nächsten Auswärtsspiel wiederholen, dann gewinnt man auch mal solche Spiele.

Auf der Rückfahrt wurde noch etwa eine Stunde diskutiert, um dann in der Nähe von Frankfurt noch einmal im Stau zu stehen. Ab 20 Uhr war dann Ruhe im Bus. Bis auf den Fahrer schliefen alle oder versuchten es zumindest (so wie ich). Samstag früh um halb vier war ich dann wieder zu Hause. Also eine normale 24-Stunden-Auswärtsfahrt nach Kaiserslautern.

Fazit: Trotz der Niederlage war ein Auswärtsspiel in Kaiserslautern mit dieser Atmosphäre ein besonderes Erlebnis, obwohl die Lauterer Fans erst nach dem 2:3 das Stadion in einen Hexenkessel verwandelten.

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