Unnötiger Wirbel um Trainer Jürgen Röber
Hertha-Fans demonstrierten für ihren Trainer
(von Marco Lutz)
Nach dem 2:0-Auswärtssieg beim KSC waren sich alle einig. Bei nunmehr 39 Punkten sollte das Thema Abstieg bei Hertha BSC eigentlich keines mehr sein. Trainer Röber hatte die Vorgabe, den Klassenerhalt zu sichern, zu 99% geschafft. Die 40 Punkte Schallmauer war fast erreicht.
Leider verlor man die folgenden Spiele gegen Werder Bremen und bei 1860 München. Sicher waren die gezeigten Leistungen in diesen beiden Spielen nicht das Gelbe vom Ei, aber die Äußerungen vom Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Schwan unmittelbar nach dem Spiel bei 1860 waren völlig überflüssig! Gegenüber Fernsehreportern äußerte er sich wie folgt: "Entweder geht Röber oder ich!" Ich glaube, wenn Herr Schwan gewußt hätte, was für eine Lawine er mit diesem Satz auslösen würde, hätte er sich wohl besser im Griff gehabt.
Einen Tag später fand turnusgemäß das Fantreffen aller Fanclubs statt. Jeder konnte sich vorstellen, was dort abgehen würde. Von 204 eingetragenen Hertha-Fanclubs hatten 102 einen Vertreter geschickt. Nachdem die normalen Tagesordnungspunkte abgehakt waren, ging es natürlich um den Skandalsatz des Vortages. Schnell war man sich einig, daß man etwas tun müsse. In relativ kurzer Zeit wurde vereinbart, daß beim Spiel gegen Arminia Bielefeld die Fanblöcke erst 10 Minuten nach Spielbeginn betreten werden sollten. Zusätzlich wurde eine stattliche Summe gesammelt, um ein großes Spruchband herzustellen (Wir lieben unseren Verein - und Ihr?)
Jetzt hieß es für alle Beteiligten, die Aktion so schnell wie möglich publik zu machen. Dabei fiel mir die Aufgabe zu, am Montagabend in der Berliner Abendschau in einem Studiointerview etwas über die Aktion zu erzählen. Natürlich ist solch eine Sache auch für die Presse ein interessantes Thema.
Am Freitag war es dann soweit. Keiner wußte so genau, ob alles so klappt, wie geplant. Schon etwa eine Stunde vor Spielbeginn versammelten sich die Fans, wie vereinbart, hinter den Fanblöcken auf dem Rasen. Zur gleichen Zeit wurde auch das Spruchband im Fanblock ausgerollt.
Es war schon ein komisches Gefühl, die Mannschaftsaufstellung und das Frank-Zander-Lied außerhalb des Stadions zu hören, aber es mußte sein. Ca. 5 Min. nach Spielbeginn liefen die ersten Fans in ihre Blöcke (wer will es Ihnen verdenken). Die verabredeten 10 Minuten wurden dadurch zwar nicht ganz eingehalten, aber trotzdem: ein Riesenkompliment an alle Hertha-Fans, die bei dieser Aktion mitgemacht haben. Man hat gesehen, was wir Hertha-Fans auf die Beine stellen können. Ich denke, auch Präsidium und Aufsichtsrat waren beeindruckt von dieser in relativ kurzer Zeit geplanten Aktion.
Fazit: Ganz Deutschland konnte sehen, wie ein ganzes Stadion hinter Trainer Röber steht. Man sollte ihn in der kommenden Saison in Ruhe arbeiten lassen und nicht nach zwei Niederlagen wieder anfangen öffentlich den Trainer abzuschießen. Außerdem darf man die Rechnung nicht ohne die fantastischen Hertha-Fans machen.
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