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Verlag Harald Voß
Visionen und Wirklichkeit - Sportstätten in Berlin

Zur Zukunft des Olympiageländes (von Andrej Woiczik)

Am 20.08.2002 (ein schöner Sommertag) pilgern 80.000 Zuschauer ins neue Hanne-Sobeck-Stadion, um das Hertha-Team zum Auftakt der Bundesliga gegen den FC Bayern München zu sehen, auf einer großen digitalen Anzeigetafel im Inneren der reinen Fußballarena wirbt die ISTAF - Gemeinschaft für das ISTAF am 23.08. im gerade sanierten Olympiastadion und mit einer neuen Dachkonstruktion, und die Berliner Eisbären werben bei gleicher Gelegenheit für das Spiel gegen die Montreux Sharks in der Europaliga im neuen Eispalast, der 20.000 Fans Platz bietet. Viele Zuschauer, die keine Karten für das Herthaspiel bekommen haben, verfolgen das Spiel auf Großleinwänden im Olympiafreizeitpark, wo morgen die größte Wildwasserbahn der Welt eröffnet wird.

Leider ist diese Vision hinsichtlich der "Vergnügungsstätten" auf dem Olympiagelände zum jetzigen Stand eine Utopie und das, obwohl renommierte Firmen starkes Interesse an diesen genannten Visionen haben, doch immer, wenn es um Sportstätten in Berlin geht, verfahren die Verantwortlichen nach der Methode, erst alles zerreden und die Verantwortung anderen zuschieben und hoffen, daß die Sportstätten in der Zwischenzeit in sich zusammenfallen, damit man sie abreißen und Parkplätze bauen kann.

Seit Jahrzehnten lassen sich die "Volksvertreter" bei großen Sportevents gern blicken und sonnen sich im Blitzlichtgewitter der Presse, doch etwas Positives für den Sport machen sie leider nicht. Poststadion, Stadion der Weltjugend, hunderte sanierungsbedürftige Sportstätten in der Stadt, Olympiapleite, Deutschlandhalle und das Olympiastadion sind Schlagworte für eine unverantwortliche Senatssportpolitik.

Berlin-Bonn-Berlin-Bonn - ein nunmehr schon Jahre andauerndes Tauziehen um die Finanzierung des Olympiagelände erreicht seinen Höhepunkt. Jeder schiebt jedem die Verantwortung zu, doch getan und endgültig entschieden wird nichts. Ca. 660 Mio. DM würde der Umbau des Olympiastadions kosten, nochmals 500 Mio. die Bebauung des übrigen Geländes mit Freizeiteinrichtungen, wie einer Sporthalle für 20.000 Zuschauer, einem Freizeitpark à la Heidepark in Soltau und einem Einkaufszentrum etc. Nachdem mehrere Studien darüber, wie die genannten Kosten finanzierbar sind, zwar viel Geld gekostet und nichts Neues gebracht haben (zuletzt die Dr. Seebauer-Studie), meldeten sich der Unternehmer Heinz Lüders sowie zahlreiche Baukonzerne mit folgendem Konzept. Auf dem ehemaligen Reichssportfeld soll ein riesiger Komplex mit Geschäften, Restaurants, einem Einkaufszentrum, einem Freizeitpark, einer Eishalle mit 20.000 Plätzen entstehen. Dieses Konzept ist finanzierbar, so der Unternehmer .

Bleibt nun die Frage, was wird aus dem Olympiastadion?

Abriß, Sanierung-Modernisierung, Entkernung, Neubau einer reinen Fußballarena und Abriß des Olympiastadions usw., diese Varianten schlug der vom Senat zuletzt beauftragte Unternehmensberater Rolf Seebauer dem Auftraggeber vor, dieser forderte im Februar '98 den Münchner erneut auf, bis Juni 1998 ein neues und endgültiges Konzept vorzulegen. In der Zwischenzeit kocht das Thema in der Berliner und auch internationalen Presse hoch. Eine Züricher Sportzeitung nannte das Ränkespiel um die Finanzierung der altehrwürdigen Arena einen Beweis dafür, daß Berlin und Deutschland eine WM im Fußball und eine Olympiade nicht verdienen. Nach diesem Bugschuß schrillen beim DFB, einigen Politikern verschiedener Parteien und bei Berliner Sportgemeinschaften die Alarmglocken.

Fakt ist, eine Fußball-WM Bewerbung ohne Berlin wird es nicht geben, so der DFB, eine Sanierung und Modernisierung für 660 Mio. ist nach neustem Stand unwirtschaftlich, da nach den Bestimmungen der FIFA diese Maßnahmen zur Folge hätten, daß die Arena nur noch 64.000 Sitzplätze bietet. Eine weitere Nutzung von 80.000 Plätzen würde den Wegfall der Leichtathletikanlagen und somit den Tod von mehreren hochkarätigen Veranstaltungen bedeuten. Wie schon in unserer letzten Ausgabe erwähnt, ist nur folgende Lösung denkbar, da alle verschiedenen Interessengemeinschaften einen positiven Nutzen hätten: Sanierung des Olympiastadions ohne die Auflagen der FIFA erfüllen zu müssen und der Neubau eines reinen Fußballstadions auf dem Gelände des ehemaligen Reichssportfeldes. Es muß aber sichergestellt sein, daß das neue Stadion erst eröffnet wird, wenn die "alte Arena" komplett saniert wurde, denn nach den bisherigen Verhaltensregeln der Politiker ist auch folgende Variante denkbar: Erst bauen wir eine reine Fußballarena, dann geht uns das Geld aus und daraufhin reißen wir das Olympiastadion ab. So nicht, meine Damen und Herren Politiker. Während der Sanierung muß der Spielbetrieb von Hertha gewährleistet sein.

Der DFB, Hertha BSC und der BFV(Berliner Fußballverband) forderten am 18.02.1998 auf einer Pressekonferenz die verantwortlichen politischen Stellen auf, endlich zu handeln.

Hertha-Manager Dieter Hoeneß äußerte sich wie folgt: "Will Berlin guten Bundesligafußball, Länderspiele, Pokalendspiele und das WM-Finale 2006, dann brauchen wir eine reine Fußballarena. Das 62 Jahre alte Olympiastadion soll so instandgesetzt werden, daß das ISTAF dort stattfinden kann und Rockkonzerte. Nebenan auf dem Schenkendorffplatz kann dann ein hochmodernes Stadion mit Hotel, Fußballinternat, TV-Studios, Restaurants etc. entstehen. Für das Olympiastadion spricht die Tradition. Deshalb soll es so saniert werden, daß es sich äußerlich nicht verändert. Bei einer echten Modernisierung gingen 20.000 Plätze verloren und es wäre eine teure und schlechtere Lösung. Der Neubau und die Sanierung würden genau soviel kosten wie der Umbau des Olympiastadions. Meine Meinung ist, das Olympiastadion gehört zu Berlin, wie der Eiffelturm zu Paris, ein Abriß darf deshalb nicht erfolgen. Wir wollen weiter wettbewerbsfähig sein und brauchen deshalb ein neues reines Fußballstadion. Diese zwei Komponenten braucht Berlin."

Auch der Landessportbund ist für eine Fußballarena. Ihr Sprecher Herr Bothe sagte dem Hertha-Freund gegenüber, daß ein Neubau kostengünstiger sei und das "Baudenkmal" Olympiastadion könnte aus Mitteln des Denkmalschutzes saniert werden. Ein Abriß kommt für den LSB nicht in Frage.

Die Partei Bündnis 90/die Grünen schlagen zur Finanzierung des Olympiastadions vor, daß neben Mitteln aus Bonn und Berlin auch die Zuschauer durch einen WM-Zuschlag auf den Eintrittskarten von Bundesligaspielen die Sanierung vorantreiben könnten. Viele gute Vorschläge sind gemacht, die politischen Verantwortlichen müssen alle Nutzer des Olympiastadions umgehend an einen Tisch bringen und sich nicht auf eigene politische Meinungen verlassen und bis Mai 1998 eine für alle Beteiligten beste Lösung finden.

Wir bleiben am Ball.







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