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Verlag Harald Voß
Wir wollen alle - die Deutschlandhalle !!!

(von Harald Tragmann)

In jedem Jahr freut sich der Herthaner in der Winterpause eigentlich erneut auf die Abwechslung durch das Internationale Hallenturnier, doch dieses Mal standen die Vorzeichen bereits beim vorangegangenen Turnier im Januar 1997 sehr schlecht.

Als das letztjährige Hallenturnier beendet war, stand bereits fest, daß es das letzte in der Berliner Deutschlandhalle sein sollte, denn diese würde ja bald im Zuge der Messegeländeerweiterung der Abrißbirne zum Opfer fallen, einzige Alternative war damals schon die neue Max-Schmeling-Halle im Bezirk Prenzlauer Berg.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Da der DFB die Anzahl der Qualifikationsturniere auf fünf beschränkt und einen neuen Modus für den so neu geschaffenen DFB-Hallen-Pokal eingeführt hatte, war er nun auch alleiniger Ausrichter dieser fünf Turniere.

Hertha BSC hatte nun keinen Einfluß mehr auf die Vergabe, denn die Städte mußten sich um die Ausrichtung eines der Turniere bewerben. Die 'Messe Berlin' konnte dies mit der 'Deutschlandhalle' nicht tun, denn diese sollte ja bis zur Hallenrunde eigentlich nicht mehr stehen. Für die neue Max-Schmeling-Halle wollte man sich anscheinend nicht bewerben, denn zu dieser Zeit war sie zwar noch unter der Verwaltung der 'Messe Berlin', würde jedoch bald unter die Aufsicht von Konzert-Veranstalter Schwenkow fallen.

Dieser wiederum konnte sich noch nicht bewerben, denn er hatte ja offiziell noch keinen Zugriff auf die Halle. Während dieser für Berlin ebenso undurchsichtigen wie auch unbefriedigenden Zeit wurden alle fünf Turniere an die Städte Dortmund, Oberhausen, Hannover, Stuttgart und Leipzig vergeben. Das Finale des DFB-Hallen-Pokal sollte in der Münchner Olympiahalle stattfinden.

Das älteste und traditionsreichste aller Hallenturniere, das Internationale Berliner Hallenfußballturnier sollte es also nicht mehr geben. Ein Schlag mitten ins Gesicht für alle Berliner Fußballfans.

Die Chance schien vertan, doch Hertha versprach, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um doch noch ein Qualifikationsturnier nach Berlin zu holen, doch die Wochen verstrichen.

Als sich die meisten wohl schon mit dem Ausfall des Turnieres abgefunden hatten, wurde plötzlich bekannt, daß Hannover aus organisatorischen Gründen kein Turnier ausrichten könne und Berlin stattdessen einspringen würde. Die Fußballwelt war zunächst einmal wieder gerettet, doch die Enttäuschung sollte noch folgen.

Obwohl die Preise enorm angehoben wurden (knapp 70,- DM für zwei Tage gegenüber 65,- DM im Vorjahr für drei Turniertage) fieberten alle dem 10. und 11. Januar 1998 entgegen. Die Basketballer von ALBA Berlin waren bisher höchst zufrieden mit der neuen Halle, war sie doch gegenüber der Schöneberger Sporthalle und der Charlottenburger Sömmeringhalle, in der bisher gespielt wurde, eine deutliche Steigerung.

Aber war sie auch einem solchen Großereignis wie dem Berliner Hallenfußballturnier gewachsen ?

Diese Frage durfte alsbald mit einem klaren Nein beantwortet werden. Erst war man ja noch angenehm überrascht, wie schnell man durch die Einlaßkontrollen kam, ohne stundenlang warten zu müssen, doch schon beim Betreten der Halle überkam einen ein unwohles Gefühl.

Räumlich gesehen, wirkte die Max-Schmeling-Halle schon wesentlich kleiner, als man es von der Deutschlandhalle gewohnt war. In den Gängen rund um den Innenraum stauten sich dann auch die Massen während der Pausen und man kam kaum voran. In der Deutschlandhalle hatten sich die Zuschauer wesentlich besser verteilt.

Doch der richtige Frust erwartete den Hertha-Fan bereits beim ersten Betreten des für ihn bestimmten Blockes. An den Treppen zu den oberen Rängen bekam jeder einen Zettel in die Hand gedrückt, den die meisten wohl für Werbung hielten und zunächst gar nicht ansahen, doch spätestens im Block angekommen, erlitt jeder einen mittelschweren Schock. Das Tor auf der Seite des eigenen

Blockes war nicht zu sehen und nun warf man auch einen Blick auf den Zettel, in dem der DFB sich dafür entschuldigte, daß man bei den Aufbauarbeiten übersehen hatte, daß dieser Teil des Spielfeldes von den Blöcken R,S und T nicht zu sehen war.

Als Ausgleich habe man die Ausnahmegenehmigung erhalten, die Spiele auf der gegenüberliegenden Videotafel zu übertragen, doch viele konnten auch diese nicht sehen, denn da hing ja noch die andere Anzeigetafel dazwischen, von der man ja auch nur die Rückwand sah. Zwar wurde jedem Inhaber des Zettels angeboten, sich das Eintrittsgeld zurückerstatten zu lassen, doch so richtig trösten konnte das einen nicht, denn schließlich hatte man sich ja wie jedes Jahr auf dieses Ereignis gefreut.

Wie konnte das nur passieren? Wofür gibt es Konstrukteure und Architekten, die für solche Aufbauten vor Beginn der Arbeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten? Zumal das ganze gar nicht hätte passieren müssen und man zudem auch noch mehr Zuschauerplätze gehabt hätte, wenn man nicht die unteren Sitzreihen auf der Eingangs-, sondern der gegenüberliegenden Seite ausgezogen hätte.

Aber es hat sich eben keiner Gedanken gemacht. Die untersten Sitzreihen im Innenraum an den Spielfeldrändern wurden ebenso wenig genutzt, wohl aus übertriebenem Sicherheitsdenken, oder wollte man den Stars hinter dem Spielfeld mehr Ruhe gönnen?

Dabei war die Tatsache, daß man in Berlin den Stars hautnah begegnen konnte, gerade das, was das eigentliche Flair am Hallenturnier bisher ausgemacht hatte. Nun verzichtete man auf weitere Einnahmen und schottete die Spieler vom Publikum ab.

Apropos Zuschauerplätze, man fragt sich, warum der Architekt der Halle den Lichthof nicht einfach um 10m weiter rausgezogen und eine zusätzliche Tribühne eingeplant hat, die weiteren Zuschauern Platz geboten hätte.

Aber die Max-Schmeling-Halle wurde eben ursprünglich für das olympische Boxturnier gebaut. Passen beim Basketball zwar bis zu 9.000 Zuschauer hinein, so war sie für das Hallenfußballturnier keineswegs ausreichend. Überhaupt macht die Halle von innen einen sehr kalten, unfreundlichen Eindruck.

Über stählerne Feuerleitern gelangt man an bleichen Betonwänden entlang in die oberen Ränge. Dort gibt es keine Gastronomie mehr und auch keine Tische oder Abstellmöglichkeiten, an denen man mal seine Brötchen hätte verzehren können, denn die durfte man nicht mit in den Zuschauerraum nehmen.

Was tut man also, wenn man sich vier belegte Brötchen für die nächsten bevorstehenden Spiele gekauft hatte? Man wurde gezwungen, sie gleich zu verzehren oder wegzuschmeißen, wenn man das erste Spiel nicht verpassen wollte.

Aber sehen konnte man ja eh nicht viel, insofern ließen die Fans ihrem Unmut auch freien Lauf und riefen im Chor: "Wir wollen alle - die Deutschlandhalle !!!".

Wie sehr sehnten sich die meisten nach den schönen Turnieren der letzten Jahre zurück, die immer eine Top-Besetzung zu bieten hatten.

Ah ja, da war doch noch was. Durch die neuen Bestimmungen des DFB, daß jeder Bundesligist an der Qualifikationsrunde teilnehmen muß, aber jeweils nur an einem teilnehmen darf, internationale Teams nicht mehr zugelassen waren und stattdessen alle Zweitligisten sowie einige Regionalligisten eingebunden wurden, konnte das Teilnehmerfeld in keinem der fünf Turniere so richtig begeistern.

Waren in Berlin bisher fast immer nur hochkarätige Bundesligisten und internationale Spitzenteams zu sehen, so mußte man sich diesmal mit Energie Cottbus, Carl-Zeiss-Jena, dem 1.FC Nürnberg und Tennis Borussia abspeisen lassen. Sicherlich haben die Borussen aus Charlottenburg einen passablen Hallenfußball gespielt, aber dennoch war man von Beginn an von der Besetzung ein wenig enttäuscht.

Wollen wir bei all den Ärgernissen aber nicht vergessen, daß nebenbei auch noch Fußball gespielt wurde. Die Bayern aus München, sonst immer Mitfavorit auf den Turniersieg, blamierten sich nach Strich und Faden und schieden bereits am ersten Tag durch Niederlagen gegen den 1.FC Nürnberg und Tennis Borussia, die zur Halbzeit bereits 5:0 führten, aus. Die Borussen wurden sogar Gruppensieger und erreichten somit das Halbfinale.

Doch auch Hertha vollbrachte die gleiche Leistung. Durch einen Sieg gegen Jena, eine Niederlage gegen Cottbus und ein grandioses 7:0 über die Gladbacher wurden auch sie Gruppensieger, so daß man im Halbfinale noch nicht auf den Lokalrivalen treffen konnte.

Im Halbfinale jedoch sah man nicht mehr so glücklich aus und verlor gegen Hansa Rostock, die dann das Turnier und später auch das Hallen-Pokal-Finale in München gewannen.

Auch Tennis Borussia verlor sein Halbfinale und so kam es doch noch zum Lokalderby. Nachdem Hertha bereits 4:1 führte, kamen die Borussen aber doch noch auf 4:4 heran und konnten das Spiel schließlich im Neunmeterschießen für sich entscheiden, aber immerhin wurde Christian Fiedler noch zum besten Torwart gekürt.

Alles in allem war das Turnier im Vergleich zu den letzten Jahren eher eine Enttäuschung und die VeloMax GmbH, die für die Ausrichtung mitverantwortlich war, hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.

Zwar wurde angekündigt, im nächsten Jahr alles besser machen zu wollen, aber die meisten Fans waren dennoch ziemlich sauer und nicht bereit, das Turnier im nächsten Jahr erneut zu besuchen, es sei denn ... ja es sei denn, man entschließe sich, die Deutschlandhalle doch noch zu nutzen oder aber einen entsprechend würdigen Ersatz zu schaffen.

Die Stadt Berlin braucht eine große Mehrzweckhalle, um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Aber welche Provinzpolitik in dieser Hinsicht in Berlin an den Tag gelegt wird, beweisen nicht zuletzt die jahrzehntelangen vergeblichen Bemühungen um den Ausbau des Poststadions, die dilettantische Aufklärungsarbeit zur Olympiabewerbung bis hin zu den langjährigen Streitereien um das Olympiastadion.

Schade für die Stadt Berlin, die auf diese Weise sicherlich keine gute Werbung für sich betreibt.







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